Paul Weller noch groß vorzustellen ist unnötig. Mit The Jam, The Style Council und seiner Solo-Karriere hat er schon etliche Klassiker geschrieben. Als die Brit-Pop Welle Anfang bis Mitte/Ende der 90er die Musikszene beherrschte, waren es Bands wie Blur oder Oasis, die immer wieder Paul Weller als einer ihrer größten Idole bezeichneten. Sein Spitzname lautet „The Modfather“, dieser kommt daher, dass er mit The Jam optisch den Kleidungsstil , den „Mod-Look“, der frühen Beatles kopierte, gleichzeitig aber die rohe Energie des Punks in seine Musik packte, diese jedoch immer mit einem kräftigem Schuss an Melodien angereichert. Seit 1992 bringt er in regelmäßigen Abständen mal Meisterwerke wie zum Beispiel „Stanley Road“ 1995 heraus, aber auch Bauchlandungen wie sein letztes Album „Sonik Kicks“ sind unter seinen Alben zu finden.

Mit seinem zwölften Album „Saturns Pattern“ hat er also einiges an Boden gut zu machen. Gleich seine erste Single „White Sky“ überzeugt vollends. Ein räudiger Bastard aus Rock und Blues, der einen Paul Weller zeigt, wie man ihn fast noch nie gehört hat. Erdiger Sound, keine elektronischen Spielereien, kein Pop. Dieser Wandel steht dem fast 57-jährigem „Modfather“ sehr gut zu Gesicht und stellt eine Art Verjüngungskur dar.

Beim Titellied schleichen sich einige elektronische Elemente mit in den Song hinein, nimmt ihm aber dennoch nicht die Rohheit. Und genauso umwerfend geht es weiter. Man kommt natürlich nicht immer mit, will man alle Ideen aufnehmen, aber das muss man auch nicht. Die Musik funktioniert auch so, eine positive Energie liegt wie ein Schleier auf „Saturns Pattern“, lässt die vielen verschiedenen Bauteile zu einem Ganzen werden, zu einer runden Platte. Mit Kanten versteht sich, denn selbst die eingängigsten Songs bewahren einen besonderen, neuen und abwechslungsreichen Klang. So fügen sich die verschiedenen Elemente zu einer großen Blues-Rock-Pop-dezente Elektronika-Minster zusammen. Aus dieser stechen immer wieder diese kleinen Melodien heraus. Beim letzten Lied „These City Streets“ kommt es einem vor, als ob Paul Weller als zufriedener Mensch durch die Strassen zieht und jedem zurufen will „Ich bin im Einklang mit mir und der Welt“.

Textlich macht Paul Weller dennoch nach wie vor die „Weirdness“ salonfähig. Er hat einfach dieses spezielle Händchen für schräge, aufrichtige Worte, die musikalisch gefühlvoll verpackt werden. In dieser Kombination machen Paul Weller wenige etwas vor. Seine Songs sind ehrlich, und auf „Saturns Pattern“ so fokussiert wie selten zuvor. Der Gute wirkt gereift und entspannt. Er weiß genau, was er will, und setzt seine Qualitäten ganz bewusst ein.

Der Klang der Platte verzaubert den Hörer, bohrt sich in seinen Kopf und setzt sich fest. Wäre es Paul Wellers Debütalbum, zöge es einen aufgeregten Aufschrei nach sich. So aber ist es ein weiteres, richtig gutes Album eines der vielfältigsten Musiker der letzten vier Jahrzehnten und eines richtig guten Songwriters. Chapeau!

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