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Beirut – No No No

Zum Glück hat Zach Condon jede Menge Indie-Kredit. Denn Neunundzwanzigeinhalb Minuten locker-leichte Balkan-Folk- und World-Music-Fluffigkeit als viertes Album sind definitiv zu wenig, um zu begeistern. Das kann man so kurz machen, wie sein Album.

Beirut haben mit „Gulag Orkestar“, „The Flying Club Cup“ und ein wenig schwächer mit „The Rip Tide“ zeitlos schöne Indie-World-Folk Alben in die zutiefst verwestlichte, sich selbst aber als globalisiert begreifende Indie-Branche gebracht. Der Trompetenmeister und seine Bläser-und-Ukulelen-Crew waren lange ein wohltuender Gegensatz zum vorherrschenden Klangstil, und das schöne daran war ja: in die Balkan-Sound-Ecke konnte man den aus New Mexico stammenden Condon schlecht stecken; trotz (oder gerade wegen) fleißigen Bläsergebrauchs war Beiruts Signum immer die Melancholie.

Mit galanter Schwermut hat „No No No“, Condons viertes Album als Beirut, aber auch gar nichts mehr zu tun. Nach Burnout, Welttourneeabbruch, Scheidung und veritabler Schreibblockade ist das ein durchaus überraschendes Ergebnis. Pluspunkte, dass Condon nicht zu dem Standardverfahren im Rampenlicht stehender Künstler und Entertainer griff und seine turbulente Emotionslage furchtbar authentisch und first-world-problem-mäßig dokumentarisch in seine Musik hat einfließen lassen.

„No No No“ ist ein zu spät gekommenes Sommeralbum. Leicht, sorglos und äußerst kurzlebig. Dabei ist der Beirutsche Sound mitnichten qualitativ schlechter geworden. Mit „Gibraltar“, dem Titeltrack „No No No“, „August Holland“ und „Perth“, fast die Hälfte der neun Songs des Albums, sind auch sehr ansprechende, leicht bekleidete Melodiepflänzchen in rührender Abendröte zu belauschen. Indie-World-Folk at ist finest.

Nur ihre Kraft vermag nicht zu bleiben. Ist das Album durch, ist es raus: Aus dem Ohr, aus dem Kopf, aus dem Geist. Diesmal berühren Condons zarte Indie-Tupfer nicht intensiv genug, freilich nur im Vergleich zu seinen zündenderen Vorgängeralben.

Es hat seine schönen Momente, Beiruts viertes Album, doch sie sind viel zu kurz. Aber wer drei ziemlich schöne Alben hingelegt hat, darf durchaus mal ein wenig schwächeln, ohne gleich abgeschrieben zu werden. Dafür ist Kredit ja da.

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