Während die Arkells in ihrer kanadischen Heimat längst Stars sind, ihr letztes Album „High Noon“ dort mit dem Juno-Award geadelt wurde und sie 2015 der meistgespielte Act im landesweiten Alternative-Rock Radio waren, kam die Band anderswo bisher nicht über den Geheimtipp-Status hinaus.
Was so schade wie unverständlich ist, denn mit ihren treibenden Live-Auftritten beim Reeperbahnfestival, als Support für Augustines oder auf eigenen Touren haben sie mit packenden Rock`n`Soul regelmäßig ein begeistertes Publikum zurückgelassen.
An dieser Stelle setzt „Morning Report“ an. Das Quintett legt sich auf der neuen Platte ins Zeug, als wäre es die allerletzte Chance, einen Fuß in die europäischen Musikmarkt-Tür zu stellen. Arkells packen in die vier Minuten vom Opener „Drake`s Dad“ so viel hinein wie die meisten Alben in der Regel über ihre Gesamtlaufzeit nicht zu bieten haben.
Ein krachendes Piano begleitet den Gesang von Chef-Songschreiber Max Kerman, der gospelverdächtige Chor schmettert im Background, unvermittelt tritt der Bass in den Vordergrund, die versteckten Samples und eine sägende Gitarre machen das Stück zu einem überragenden Statement für ihre Musik.
Verpflichtet dem Anliegen, die gleiche Platte kein zweites Mal aufzunehmen, versuchten die Musiker, neue Einflüsse in ihre Songs zu integrieren. Gemeinsam mit mehreren hochkarätigen Produzenten, so wie u.a. Joe Chiccarelli (Boy & Bear, Morrissey), entstand eine gut strukturierte Mischung aus schwelgerischen Melodien, schmissigen Gitarren, einem federnden Bass und dezenten elektronischen Inputs.
Garniert wird mit Klaviertupfern, Streichern und Hörnern, selbst vor Hip-Hop macht „Private School“ nicht halt. Trotz fluffiger Synthi-Melodien, wie sie „Making Due“ zu bieten hat, wird auf das allzu weitschweifige Ausrollen von Keyboard-Teppichen, was einigen Tracks auf den Vorgänger-Alben den Schwung nahm, weitestgehend verzichtet.
Das Anliegen der Platte ist laut Kerman, die von Gedanken an Familie und Freunde inspirierten Ergebnisse nächtlicher Überlegungen, welche zusammen mit den Eindrücken beim Blick in die tagesaktuelle Presse am Morgen den Weg in Lyrics und Noten gefunden haben, einzufangen. Thematisch siedelt sich das dann zwischen viel Zweisamkeit und etwas Zeitgeschehen an.
Bei der Dramaturgie der Stücke beweisen die Arkells Fingerspitzengefühl, dort wo „Round And Round“ an der richtigen Stelle stoppt, um nicht in der Belanglosigkeit zu verschwinden, geht „Come Back Home“ folgerichtig in die Verlängerung.
Was dem musikalischen Grundgerüst in „Savannah“ oder „My Heart`s Always Yours“ an Abwechslung fehlt, gleicht der mitreißende Optimismus von „A Little Rain (A Song For Pete), die Ruppigkeit von „Hung Up“ oder das gefühlvolle in „Passenger Seat“ und „Hangs The Moon“ an anderer Stelle wieder aus.
Trotz kleiner Durchhänger sollte „Morning Report“ allein wegen „Drake`s Dad“ für die Arkells der endgültige Durchbruch auf dieser Seite des Atlantiks sein. Verdient haben sie den längst.