Wie jedes Jahr im Frühwinter, fand an diesem Wochenende Das PULS Indoor Festival statt, am Freitag in Erlangen und gestern in München.

Den Auftakt macht eine Podiumsdiskussion zum Thema Frauen im Musikbusiness mit dem Titel „Für mehr Pussy im Pop. Warum das Musikbusiness weiblicher werden muss“ mit Ina Jedlicka von Sony und Gurr als Sprecherinnen. Zumindest in Deutschland gibt es jedoch schon einige weibliche Labelmanagerin (Domino, Secretly Group, Caroline International, etc.).

Die Österreicher FLUT, im Frühjahr schon mal in München, u.a. als Support für Drangsal, eröffnen dann das Festival. Danach folgt ein erstes Highlight mit Superorganism. Diesmal nur mit sieben statt sonst acht Bandmitgliedern liefern sie eine originelle Show, untermalt mit ihrem groovigen K-Pop/Elektro-Pop.

Die japanische Sängerin Orono, die mittlerweile aus den USA nach London zu den anderen gezogen ist, kommentiert witzig die von Achtziger Jahre Computerspielen inspirierten Videoanimationen auf der Bühnenleinwand, während die drei Background-Sänger*innen mit wechselnder Verkleidung (u.a. bunten Capes mit Kapuze) und synchroner Tanzchoreografie die unterhaltsame Show ergänzen. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum erscheint am 2. März 2018 via Domino.

The Amazons aus England zeigen dann weniger „amazing“, sondern eher inspirationslosen Konsensrock, bevor Chuckamuck aus Berlin ihren Country-Rock zum Besten geben.

Dann beweist die Hamburger Blaskapelle Meute ihre Live-Qualitäten. Sie selbst nennen sich Techno-Marching-Band, mit Techno hat ihre Musik jedoch wenig zu tun, außer, dass sie für ihr Debütalbum „Tumult“ Klassiker aus diesem Genre coverten.

Die 11 Bandmitglieder haben das Publikum fest im Griff und dirigieren es nur mit Gesten zum Hinsetzen, Aufstehen oder Hin- und Herspringen. Der Groove erfasst jeden Einzelnen im Studio 2, am Eingang herrscht Einlassstop.

The Big Moon aus London mit den drei Frontfrauen Juliette, Soph und Celia sowie Schlagzeugerin Fern überzeugen mit ihrem druckvollen Indie-Rock vom Debütalbum „Love In The 4th Dimension„, der oft an die Breeders oder Veruca Salt erinnert.

Der Berliner Rapper Megaloh wirkt dann mit seinen altmodischen „Kauft mein Album“-Ansagen etwas aus der Zeit, macht aber eine gute Show. Musikalisch begleitet wird er – hip-hop-ungewöhnlich – vom Münchner Rundfunkorchester.

Danach folgt der Festival-Höhepunkt mit Gurr, die – obwohl sie natürlich so klingen – keine Riot-Grrrl-Band sein wollen, wie sie kürzlich mitteilten. Von Anfang an reißen Andreya und Laura Lee das Publikum mit, mit ihrem perfekten Sound, ihrem vergnügten Herumhopsen und ihren Aufforderungen zum Mitklatschen und Mitsingen.

Natürlich darf auch der Über-Hit „Wallnuss“ nicht fehlen, der für Gurr so etwas ist wie „On The Wall“ in der Demoversion für The Jesus And Mary Chain.

In der Mitte des Sets fordern sie die Zuschauer auf, eine Wall Of Death zu formieren, mit der Frontlinie bis hinten zum Ende des Saals. Die beiden gegenüberstehen Gruppen, anfangs als Aldi Nord und Aldi Süd bezeichnet, werden in Oasis und Blur umgenannt und aufgefordert, „sanft“ aufeinander zu zu rennen. Kein Wunder, dass Kraftklub sie kürzlich ins Vorprogramm ihrer Tour mitnahmen.

Zum Nicht-Ganz-Abschluss rockt dann die Israelin Noga Erez den Ballroom. Ihre Songs von ihrem Debüt „Off The Radar“ klingen live, in Begleitung von zwei DJs/Keyboarder weniger poppig, ziemlich schwitzig/treibend und eher nach Aphex Twin. Grandios.

Wieder ein sehr gelungenes Festival, mit einer ausgesuchten Line-Up-Qualität, wie sie hierzulande wohl nur noch das Kosmonaut so hinkriegt.

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