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Liars – Titles With The Word Fountain

Was hat Angus Andrew nur immer mit seinen Brautkleidern? Bereits auf dem Vorgänger „Theme From Crying Fountain“ aus 2017 fand sich der US-Amerikaner im weiblichen Hochzeitsoutfit auf dem Cover wieder. Jetzt post er für „Titles With The Word Fountain“ dort gleich mehrfach in Weiß.

Beide Platten verbindet dennoch mehr als die Brautkleider und ihre Titel. Sie sind aus einer Session, weder zwingend noch Ausschuss, weder richtig noch falsch. Sofern man bei Liars von Zugänglichkeit sprechen kann, legt es Andrew mit beiden Alben sogar ein winziges bisschen mehr darauf an als zuvor.

Mit „Titles With The Word Fountain“ vielleicht sogar noch einen zusätzlichen Deut. Die Platte ist nicht, wie bei den vorherigen so üblich, eine neue Rolle vorwärts, eine Abrisskante, eine radikale Neuerfindung.

Sie ist der Schritt zur Seite, als wolle Andrews den eigens eingebrockten Wahnsinn begutachten und ihn irgendwie gutheißen. In Juli Zehs „Corpus Delicti“ hieße das „Materie, die sich selbst anglotzt.“

„Face In Ski Mask Bodies To The Wind“ klingt wie der borstige Besen, um den Weltraumschrott zur Seite fegen, „On Giving Up“ dann wie der interstellare Staub, der zurückschlägt. In seiner stoisch verweigernden Konsequenz geht das häufig auf Tuchfühlung mit den Nachbarn von Xiu Xiu.

Angus Andrew war bereits beim Vorgänger das einzige verbliebene Mitglied der New Yorker Noise-Rock-Avantgardisten. Und es scheint ganz so, da jetzt, wo zu viele Köche nicht länger den Brei verderben, er gerne in größeren Portionen denkt. Andrew muss sich dafür selbst multiplizieren, offensichtlich in Brautkleider packen, und dann sehen, wie er alle seine Egos satt bekommt.

Wie sonst kämen zu der letztjährigen Platte nochmals 17 Songs, mit dem musikalischen Potenzial einer Space Odysse?. Zum Jubliäum des Stanley Kubrick Klassiker „2001: Odyssee im Weltraum” schrieb die Spex (R.I.P) kürzlich „50 Jahre nichts verstanden“. Und Liars liefert den perfekten Soundtrack zum Nichtsverstehen.

Vereinzelte Ausnahmen sind die Regel: Ein pedantisch simpler Beat macht aus der Ballade „Mudrum“ so etwas wie Eingängigkeit. Das instrumentale „Perky Cut“ überzeugt mit bekiffter Trip-Hop-Trance, der schamanische Schwanengesang in „A Kind Of Stopwatch“ wird zum gelungenen Abschluss für ein bisschen Anspruch auf Verständnis.

Um jeden Preis sperrig ist „Titles With The Word Fountain“ wegen solcher Stücke nicht. Man könnte überspitzt sogar formulieren: So zutraulich hat man Liars noch nie gehört. Allein Streicheln empfiehlt sich deshalb noch lange nicht.

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