Musik von vor über zehn Jahren lieben die Hamburger wohl immer noch. Anders ließe sich nicht erklären, dass gestern, wie vor zwei Jahren schon, die Sporthalle voll war und jeder Bock auf The Kooks hatte.

Die Briten, die im direkten Vergleich mit ihren Landsmännern und erzwungenen Rivalen – jede britische Rockgruppe braucht schließlich ein ähnlich erfolgreiches Gegenstück – von den Arctic Monkeys zwar den kürzeren gezogen haben, was Erfolg und Wandlungsfähigkeit angeht, sind jung geblieben und kaum von den Versionen ihrer selbst zu unterscheiden, die vor 13 Jahren „Inside In/Inside Out“ aufgenommen haben.

In der Sporthalle denkt an diesem Abend keiner an die Arctic Monkeys. Vage These, ist uns klar, aber der Support der Blossoms sollte da ganz andere Assoziationen wach gerufen haben. Statt Garage gibt es Kitsch und Synths.

Die Band aus Stockport, die im letzten Jahr mit ihrem zweiten Album „Cool Like You“ jeden vor die Wahl stellte, sie entweder zu hassen oder sich in ihren extrem unironischen Sound zu verlieben, überzeugt an diesem Abend nicht nur diejenigen, die vorher schon wussten, dass „Charlemagne“ am Ende kommt.

Ein wenig überfordert scheinen die Boxen allerdings schon von den Synths, Gitarren und Drums, die sich gegenseitig an Lautstärke zu übertrumpfen versuchen. In der Fülle geht so besonders das akzentuierte Bassspiel von Charlie Salt häufig etwas unter.

„Cool Like You“ und „There’s A Reason Why (I Never Returned Your Calls)“ klingen trotzdem gut und bei der Lautstärke kann jedenfalls das Publikum nicht zu negativ auffallen. Hier und da sind sogar Nachfragen danach zu hören, wie die Band denn hieße.

Wie vor zwei Jahren hinterlassen die Blossoms einen guten Eindruck und das perfekte Fundament, um auch allein noch mal in die Elbstadt zu tingeln.

Auch die Kooks können sich nicht über die Stimmung beklagen, die schon vor ihrem Auftritt in der Sporthalle Hamburg herrscht. Als die vier die Bühne dann aber betreten und mit „Always Where I Need To Be“ anfangen, sind die Vorgänger vergessen.

Bis in die letzte Reihe merkt jeder, dass die Kooks mehr als ein, mehr als zwei und mit Sicherheit auch mehr als zehn Songs dabei haben, die man aus unerfindlichen Gründen mitsingen kann.

„Eddie’s Gun“ und „She Moves In Her Own Way“ werden ähnlich frenetisch begrüßt, ehe mit „Four Leaf Clover“ der erste Song vom neuen Album „Let’s Go Sunshine“ gespielt wird. Der Reaktion des Publikums nach zu urteilen auch einer der besseren, denn hier wird definitiv mehr mitgesungen als bei „Weight Of The World“ und „All The Time“.

Als Pritchard sich ans Piano setzt und die restlichen Bandmitglieder kurz eine Pinkelpause einlegen dürfen, merkt man dann doch, jedenfalls in der Mitte des Publikums, dass sich einige des Unterschieds zwischen Live-Musik und Club-Playlists nicht ganz bewusst sind.

„See Me Now“ zeigt einen verletzlichen und gezeichneten Frontmann, wird auch überdurchschnittlich stark bejubelt. Während der Performance allerdings hielten es einige für wichtiger, sich laut über ihre nächsten Songwünsche auszutauschen.

Schwamm drüber, schließlich sind mit „Jackie Big Tits“, „Do You Wanna“ und „Seaside“ sogar vor der Zugabe noch zahlreiche Hits dabei, die über die raue Menge einen Schleier der Pre-Social-Media-Nostalgie legen.

„Naive“ beendet den Abend. Naiv wäre man, zu glauben, dass diese Show die letzte der Kooks in Hamburg sein könnte. Wenn es so weitergeht, spielen die vier Briten ihre Songs auch in 30 Jahren noch für ein Publikum, das mit ihnen altert.

Ob die Kooks dann zu den ganz großen dieser Zeit zählen steht in den Sternen. Dass sie jedem, der an diesem Abend in der Sporthalle war, das Gefühl mitgeben, sich absolut richtig und dafür entschieden zu haben, die billigste aller Emotionen, die Nostalgie, anzuzapfen, steht fest.

Ein bisschen Kooks steckt schließlich sogar in der Jugend der meisten Millennials.

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