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Stella Sommer – Live im NAUMANNs, Leipzig

„Tja, die Zeiten, die sind hart, modern und immer auch bitter“ sang Andreas Spechtl von den ehemaligen Staatsakt-Kollegen Ja, Panik im Epos „DMD KIU LIDT“.

Modern, naja, aber hart und bitter war und ist die Pandemie-Zeit für Künstler*innen ganz sicher, daher lässt die Gelegenheit, wieder vor Publikum zu spielen, sicher Kompromisse bezüglich dem Ort des Geschehens zu, denn ob ein Biergarten der richtige Rahmen für eine Stella Sommer ist, kann zumindest diskutiert werden.

„Hierhin Kommt Der Teufel“ sang sie auf „13 Kinds Of Happiness“, aber so schlimm ist das Venue hinter dem Naumanns im Felsenkeller dann doch nicht. Trotzdem verirren sich nur 32 (!) Gäste zur Sandmann-Zeit an die Tische rund um die kleine Bühne im Grünen, die pünktlich um 19:00 Uhr von der Protagonistin betreten wird.

Die kurze Begrüßung zu ihrem ersten Konzert seit einem Jahr beinhaltet die leise Sorge, inzwischen Akkorde oder Texte zwangspausen-bedingt vergessen zu haben und tatsächlich scheinen die ersten Stücke „Shadows Come In All Colours“ und „Northern Dancer“ nötig, um Gitarre und Gesang zu justieren.

Mit dem Einläuten der ersten Runde älterer Songs, beginnend mit „Auge“ von „Monterey“, sind Stimme und Instrument synchronisiert, legt sich die Aura der Norddeutschen wie eine Glocke über den Ort, prallt die umgebende Geräuschkulisse aus Gelächter, Besteckgeklapper und quietschenden Straßenbahnen an der introvertierten Melancholie von “The Eyes Of The Singer” oder “A Lover Alone” ab.

Überraschend üppig ihre Interaktion mit den wenigen Anwesenden, die erfahren, dass die Wahl-Berlinerin für die Reise nach Leipzig – Lokführer-Streik sei Dank – dreieinhalb Stunden benötigte und dass die ausliegende aktuelle LP am Merchandise aufgrund eines Fehlers beim Pressen bereits deren 4. Auflage ist (Besitzer der Erstausgabe halten das Werk in Ehren: es gibt davon nur 50 Exemplare!).

Der Abend bleibt ein repräsentativer Querschnitt aus dem Solo- und Bandrepertoire einer beeindrucken Musikerin, ob „Im Zwiespalt“, „7 Sisters“ oder „Jeder Tag Ist Ein Kleines Jahrhundert“ von der letzten Heiterkeit-Großtat “Was Passiert Ist” – es gibt ein bisschen von allem, bis es bei „Dark Princess, Dark Prince“ dann doch passiert: ein Akkord fehlt.

Entschuldigend bemerkt Stella Sommer, dass – wenn dies passiert – seltsamerweise bei den Stücken, die sie sehr häufig gespielt hat. “Hat keiner bemerkt“ der Kommentar aus dem Publikum – „Ich bin eben ein Profi!“ die augenzwinkernde Antwort.

„The End“ von „Pop & Tod I+II“ schließt den Hauptteil, selbstverständlich muss nicht lange um eine Zugabe gebeten werden. Einem ganz neuen Stück folgt der Klassiker „Hauptquartier“.

„Ich wünsche eine gute Nacht“ heißt es da, und allen, denen Stella Sommer dies an diesem Abend mit auf den Weg gibt, dürften sicher sein, die vergangene Stunde am richtigen Ort der Stadt verbracht zu haben.

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