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Ty Segall – Harmonizer

Ohne große Vorankündigung hat Ty Segall heute sein neues Album “Harmonizer” veröffentlicht. Zwischen seinen Soloalben brachte der Musiker 2020 mit seiner Band Fuzz die dritte Platte “III” und das Debütalbum “Fungus II” des Nebenprojekts Wasted Shirt heraus.

Zusammen mit Cooper Crane produzierte der Musiker selbst das Album, das die erste Veröffentlichung unter seinem eigenen Namen seit der 2019er Platte “First Taste” und seine insgesamt 12. Soloplatte darstellt.

Zwar kommen Sorgen auf, dass wie beim Vorgänger eventuell Ermüdungserscheinungen auftreten könnten, gerade weil die Zeit zwischen den Soloalben immer noch produktiv gefüllt war. Diese Sorgen sind allerdings unbegründet: Man spürt eher regelrecht, wie Segall die Arbeit unter seinem eigenen Namen genießt und nicht eine Sekunde Gefahr läuft, sich erneut in belanglosen Details zu verzetteln.

Neben Mitgliedern der 1970er-Psychedelic-Ikonen Freedom ist ebenfalls Tys Frau Dendée Segall als Songwriterin und Sängerin zu hören, unter anderem im tanzbaren Track “Feel Good”. Gemeinsam gründete das Ehepaar in der Vergangenheit bereits die Band The C.I.A., die 2018 ihr selbstbetiteltes Debütalbum herausbrachte.

Zunächst widmet sich der äußerst produktive Segall elektronischem, dissonantem Krach und reichert seinen Markenzeichen-Garage-Rock mit verfremdenden Krautrock-Effekten an.

Hypnotische Drum-Computer lullen den Hörer bis zur Besinnungslosigkeit ein und schräge Synth-Melodien kämpfen mit Gitarren, die fast nicht mehr als Gitarren zu identifizieren sind, um den ersten Platz der Verschrobenheit – kurz darauf brechen die Songs mit melodischen Stonerriffs und einem verführerischen Groove aus der Richtung der Queens Of The Stone Age aus dem Noise-Geäst.

Auf den ersten Blick kommt die Frage auf, wie es zu den elektronischen Parts kam: Thematisch fügen sie sich zwar ein, bei einer Ty-Segall-Platte gehen die Erwartungen dann aber doch in andere Richtungen. Allerdings wird hier eine Frage beantwortet, die nicht unbedingt drängend, aber doch interessant ist: Wie würde würde der Musiker klingen, wenn man ihm die Gitarre wegnimmt und stattdessen einen Synthesizer hinstellt?

Zum Ende hin nimmt die Übersteuerung aus dem Gitarrenverstärker dann doch immer stärker zu und verdrängt mit ihrer analogen Zerstörungswut jegliche elektronischen Elemente. Vor allem die zweite Hälfte des Albums ist verhangen mit dicken Fuzzwänden, die mal tonnenschwer und undurchdringlich, mal leichtfüßig und frech wirken.

Mit der Platte löst sich Segall vom Multiinstrumentalismus von “First Taste” und konzentriert sich wieder auf den musikalischen Kern seines Solomaterials: Saftiger Garage-Rock, der am besten ist, wenn er sich gegen andere Einflüsse beweist und pur und schnörkellos seine Ecken und Kanten präsentiert.

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