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Lana Del Rey – Blue Banisters

Madonna hat es vorgelebt, seitdem wurde es vielfach imitiert: Popsängerinnen, die regelmäßig einen neuen Stil einschlagen. Sound, Outfit-Ästhetik und vielleicht sogar das Image werden verändert, in der Regel mit der Veröffentlichung eines neuen Albums.

Und so feministisch die Poplandschaft in den vergangenen Jahren sich auch präsentieren will: Viele kommerziell erfolgreiche Künstlerinnen (oder deren Plattenlabels) halten noch immer daran fest. Von denen, die sich darüber erheben oder die Veränderungen eher subtil umsetzen, gibt es nur wenige.

Einer Adele beispielsweise könnte man extreme Imagewechsel nicht vorwerfen. Genauso wenig wie Lana Del Rey.

Spätestens seit der Veröffentlichung von „Ultraviolence“ wird die Sängerin aus New York wohl ausnahmslos überall ernst genommen und platziert ihre Alben stets weit vorne in den Charts. „Blue Banisters“ ist bereits ihr achtes Album und sogar das zweite, das 2021 erscheint.

In „Chemtrails Over The Country Club“ hat sie sich mit amerikanischer Grundnostalgie beschäftigt. Diesmal gibt Del Rey noch tiefere Einblicke in ihr Inneres – ohne ihre Erhabenheit als halbe Kunstfigur zu minimieren.

Das macht sich schon dadurch bemerkbar, dass ihre Lyrics diesmal eindeutig in der Gegenwart angesiedelt sind. „Grenadine, Quarantine, I like You A Lot/It’s LA, ‘Hey’ On Zoom, Target Parking lot“, sind etwa die ersten Zeilen von „Black Bathing Suit“.

Die Tristesse der Corona-Pandemie lässt auch eine scheinbar dauermelancholische Songwriterin nicht kalt. Der Song zeigt außerdem einen seltenen Gefühlsausbruch von Del Rey: Gerade gegen Ende scheint ihr Gesang sich zwischenzeitlich eher in emotionales Wimmern zu wandeln.

Lyrische Gesellschaftskritik mit Aktualitätsbezug versteckt sich ebenfalls auf „Blue Banisters“, wie z.B. in „Sweet Carolina“:“You name your babe Lilac Heaven After your Iphone/ ‚Crypto Forever‘ Screams Your Stupid Boyfriend/Fuck you, Kevin“.

Bei der Instrumenten-Auswahl hält Del Rey es wie immer klassisch: Klavier, Streicher und subtile Drums oder ein gezupfter Bass sorgen mal für subtile Untermalung („Arcadia“, „Beautiful“) oder für pompöse Momente („Black Bathing Suit“). Vieles ist bei Lana Del Rey also beim Alten.

Ein Grund, enttäuscht zu sein, ist das aber nicht. Im Gegenteil: Die Songwriterin liefert den perfekten Soundtrack für den Herbst-Blues.

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