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George Ezra – Gold Rush Kid

George Ezra macht keine Musik für Kritiker*innen, sondern für das ganz große Publikum. Das erklärt seinen raketengleichen Aufstieg mit der letzten Platte “Staying At Tamara’s“, die Ezra sogar im singer/songwriter-skeptischen Deutschland in die ganz großen Hallen transportierte. Das erklärt aber auch, warum das neue Album in ganzer Spiellänge vielleicht etwas zu sehr auf dem Honigkuchenpferd reitet.

Der 28-jährige Brite macht dabei kein Geheimnis daraus, dass er sich selbst vor allem als Pop-Musiker und People Pleaser sieht. Zwei Zugeständnisse, die mit der Mär der Coolness im Musikbusiness nicht übereinkommen.

Um das direkt nochmal zu unterstreichen, gibt die Vorab-Single “Anyone For You (Tiger Lily)” direkt den Weg an: Epische Bläser, Chöre, you name it, untermalen die gleißende Lebenslust des Songs. Groß.

Ist “Gold Rush Kid” denn nun überhaupt noch eine Singer/Songwriter-Platte? Oder schon schierer Pop? Tatsächlich landet der Sound ziemlich genau zwischen den beiden Polen. Gerade die Melodien haben viele Widerhaken, um sich in jedem Hörgang festzusetzen. Aber kleine Kniffe verraten die Herkunft des Musikers.

Da wäre natürlich vor allem seine kräftige Stimme, die auch in Shanty-Chören händeringend gesucht werden würde. Aber auch handwerklich ist hier noch viel Liebe für analoge Musik zu erkennen. Etwa in den funky Bassläufen von “Manila”, der Bon-Iver-Verbeugung “I Went Hunting” oder dem sanften Folk-Finale “The Sun Went Down”.

Die optimistische Haltung dieser Platte scheint über die 12 Stücke hinweg aber auch der Knackpunkt zu werden. Dass das gerade aktuell etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint, ist Ezra scheinbar selbst bewusst. Zumindest lassen das  Tracks wie “Fell In Love At The End Of The World” oder “Green Green Grass” vermuten, die selbst Angesicht von Krieg und Tod noch tanzen wollen.

Letzteres kappt zudem die Verbindung zum Folk-Sound und geht geradewegs in schon fast 90er-Pop-Richtung, “Dance All Over Me” setzt dem Ganzen aber die EDM-Krone auf. In solchen Momenten wünscht man sich dann doch etwas mehr Ecken und Kanten, denn am Ende schafft die Platte den Sprung über das generische “Nett” eben nicht hinaus. Fürs People Pleasing wird es aber reichen.

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Eine Antwort

  1. hallo Julia –
    stimme nicht ganz mit deiner Kritik überein.
    Hatte von George Ezra lange nichts mehr gehört, Ausnahme vielleicht “Budapest” on air.
    Ich hingegen halte das Album für äußerst gelungen
    IN THE MORNING DON’T GIVE UP SWEETEST HUMAN BEING ALIVE alles gut Songs die auch mit die Handschrift Joel Potts (“Athlete”) tragen.
    mein Fazit: well done Mr. Barnett, crowd pleaser – maybe. Obwohl, die Postion ist schon von Harry Styles besetzt.
    Ansonsten – Songwriting Talent allerorten, Album muss man mindestens viermal hören, um das zu hören (sic!)

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