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Dry Cleaning – Stumpwork

„Anna Calls From The Arctic“ beginnt anders. Leicht dahinplätschernde Sounds ertönen versöhnlich beschwichtigend. Erst der einsetzende Sprechgesang von Florence Shaw erinnert daran, dass es das erste Stück von “Stumpwork” ist, der zweiten Platte der Londoner Ausnahmeband Dry Cleaning.

Loungig und fast jazzig anmutende smoothe Blechbläser im Hintergrund stellen das bisher führende Attribut Post-Punk nicht nur dezent in Frage. Chillig verliert man sich in der Seichte des tiefen Stückes.

Die Instrumentierung von „Kwenchy Kups“ ist dann wieder klassischer. Was bleibt, ist der Fokus auf einer Melodie. Die schafft es natürlich nicht, in den Vordergrund zu treten. Die markant einlullend nicht-melodische Sprache bleibt immer ganz vorne und legt sich wie ein dicke Decke über alles andere.

Im weiteren Verlauf von “Stumpwork” kommt die Attitüde des Debütalbums immer weiter zum Vorschein. Jedoch bauen die Vier konsequent weitere Elemente ein und der Bass bleibt konstant in der Dichte versteckt.

Das Saxophon quäkt regelmäßig wieder, gut eingebunden, auf. Die Gitarre liefert mehr subtile Melodie oder ganz langsam teppich-artig ausgebautes Ziehen. Selten entwickelt Sängerin Florence sogar das Bedürfnis, ihrem Sprachgesang ein bisschen Melodie zu verleihen. Mit latenter Ironie scheint sie sich dabei selbst nicht ganz ernst zu nehmen. Augenzwinkern fast hörbar. Konsistenter wäre “Stumpwork” ohne diese Versuche.

Fans der reinen Lehre mögen enttäuscht sein, dass Dry Cleaning eine ordentliche Portion Tempo heraus genommen und die Dynamik reduziert haben. Andererseits trägt das Mehr an Melodie und Bandbreite die dominante Stimme von Florence noch viel subtiler durch den Äther.

Stand-Up-Poetry mit durchdachter musikalischer Untermalung für lange, dunkle Herbst-Abende.

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