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Jesse Tabish – Cowboy Ballads Part I

Auch nach zweieinhalb Jahren reißt der Strom der im Corona-Lockdown konzipierten und entstandenen Alben nicht ab. So auch bei Jesse Tabish, der mit Lebensgefährtin Kim “Cowboy Ballads Part I” schuf.

Die Beiden sind zwei Drittel der Other Lives aus Oklahoma, die dem schmachtenden Indie-Folk bereits seit fast 20 Jahren frönen. Konkret bedeutet das: ein bisschen Americana, ein wenig Post-Punk und ganz viel Pathos.

Zuletzt war der Mix auf dem 2020er Album “For Their Love” zu hören – ein Album, das klingt, als wären alle Mitglieder der Band Of Horses erkrankt und die einzig mögliche Vertretung wären Interpol gewesen. Vor allem war es das bisher letzte Lebenszeichen der Band vor der weltweiten Pandemie und das Werk, das als spiritueller Wegbereiter der “Cowboy Ballads” betrachtet werden kann.

Denn die dramaturgische Größe, die Tabish solo darbietet, geht ähnliche Wege wie seine Band, übertrifft diese allerdings weit. Die erste Soloplatte des Multiinstrumentalisten ist größer, waghalsiger und kineastischer.

Ein weiterhin wichtiger Pfeiler ist der starke Bezug zu Retro-Coolness in Form vom Italo-Western. Dass die Assoziation kein Zufall ist, zeigt neben dem Albumtitel auch die Liste an Songnamen: “Italia Nite I”, “Dread Harp Blues” oder der Quasi-Titeltrack “Cowboy Ballad” sprechen eine deutliche Sprache.

Trotz der faszinierenden Vielschichtigkeit, etwa aus lässigen E-Gitarren, Streichern und Chören produzierte Tabish hier die rohesten und impulsivsten Songs seiner Karriere. Oft laufen die Tracks instrumental, hin und wieder lässt sich Tabitha zum lässigen Raunen verleiten. Nichts ist geschönt. Und wenn doch, erkennt man es unter der Wüstenstaub-Schicht nicht.

Ennio Morricone ist da natürlich herauszuhören, ebenso wie die Genre-Wiederaufbereiter Calexico. Drückt man ein Auge zu, kommen eventuell auch Erinnerungen an das Superduo The Last Shadow Puppets auf, als sie ihren eigenen Hype noch nicht glaubten.

Am Ende sind die Vergleiche aber auch nichts weiter als eine grobe Einordnung. Denn, was der Musiker mit “Cowboy Ballads Part I” schafft, ist eine eigene erbarmungslose Welt für sich, die vollständig im kleinen Studio der Familie Tabish entstand.

Das Album klingt, als müsste man ihm nur noch einen düsteren Film auf den Leib schreiben, der von coolen Helden und grausamen Toden handelt. Bleibt nur noch die Frage: Wann kommt der zweite Teil der “Cowboy Ballads”?

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