Von einer unscharfen Frohmut kommend, hat sich The Duke Spirit Frontfrau Liela Moss zum Schwerenöter gewandelt und mit “Internal Working Model” ihr bislang vorzeigbarstes Album gemacht.
Das war keinesfalls ausgemachte Sache. Denn die wechselhaften The Duke Spirit, die wegen Liela Moss‘ Solokarriere gegenwärtig pausieren, lagen auf ihrer Gratwanderung zwischen belangloser Popanbiederung und geschmackvoller Eingängigkeit auch das ein oder andere Mal daneben.
Auch Moss‘ Solokarriere ist in dieser Hinsicht kein vorbehaltloser Zungenschnalzer. Bisher glich es eher einer Nebelkerze mit der verzweifelten Suche nach Signalwirkung.
Nach dem plätschernden „My Name Is Safe in Your Mouth“ aus 2018 und dem überdramatisierten „Who The Power“ 2020 trifft Moss in ihrer Frustration über unsere entkoppelte Kultur jetzt die richtigen Töne. So bedacht und doch angriffslustig wie auf „Internal Working Model“ hat man sie noch nie gehört.
“I’m so surprised you’re talking/ You strike me as the weakest/ I’m so surprised your’re thinking/ We thought you were the weakest”. Hier geht es nicht um die Kritiker ihres Schaffens, sondern die KI für erfolgreicheres Konsumentenverhalten. Empathische Dateien für emphathielose Menschen. Im Grunde der finale K.O.-Schlag des Kapitalismus.
Zu tieftönenden Bässen und pluckernden Percussions skizziert Moss mit beharrlicher Stimme eine Welt, in der wir ihrer Auffassung nach vergessen haben, dass Wettbewerb nur ein Konstrukt ist und Kooperation der Natur des Menschen entspricht.
An zweiter Stelle in “Woo (No One’s Awake)” fragt sie: „Who’s that call from/ Who controls/ How you try to get bigger”, um dann zusammen mit Gary Numan in “Vanishing Shadow” nochmal nachzutreten: “Instinct come in/ Who is in command/ All desires drowned in the sand”.
Moss meint, Numan’s Gesang fliege im Refrain ein wie ein außerirdischer Erzengel, der eine letzte Chance bietet, den Stand der Dinge zu überdenken.
Neben Numan ist auch Jehnny Beth‘s Gastauftritt im getragenen „Ache In The Middle“ ein weiterer Beweis dafür, dass sich mit den großen Rock- und Popgesten nicht ganz so herrlich provozieren lässt, sondern erst aus der Deckung heraus todsicherer Zynismus entsteht: „I gave you all my money/ I hope it’s gonna last in your hands”.
Es unterstreicht ein experimentell angehauchtes Art-Pop-Album, das hinter traditioneller Pop-Sensibilität und messerscharfen Refrains immer auf Angriff schaltet: „A little bit of resistance won’t break it.“