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Sam Himself – Never Let Me Go

Sam Himself, der bürgerlich Sam Koechlin heißt, gehört zu der Riege der Pandemie-Debütant*innen. Sein erstes Album “Power Ballads” erschien 2021 und war dementsprechend noch stark gezeichnet von den neuen Schrecken einer gänzlich unerwarteten globalen Ausnahmesituation. Seitdem ist einiges passiert – sicherlich auch bei Sam selbst. Nur in seiner Musik ist auf Album Nr. 2 nicht ganz so viel Bewegung.

Das soll “Never Let Me Go” jetzt nicht direkt diskreditieren. In diesem Landstrich zwischen sanften Dream-Pop-Elementen und jeder Menge Folk-Schwelgerei herrscht nur schon jede Menge Trubel. Und so ganz wird man die Déjà-vu-Momente über den Album-Verlauf leider nie los.

Die Synthesizer des Titeltracks etwa sind schön verwaschen und stimmungsvoll, aber auch ziemlich nah an Jack Antonoffs Handschrift. Bei “Baby’s Eyes” gibt es hingegen ein Gipfeltreffen von Springsteen-Hymne, U2-Dramatik und The-National-Grummelei. Und so weiter – und so fort.

Natürlich gibt es gerade im Jahr 2023, dem endgültigen Zeitalter des Streamingdienst-Overloads, kaum eine Möglichkeit, nicht in diese “1000 Mal gehört” Falle zu tappen. Und man kann Sam Himself dann wiederum zugute heißen, dass er das Spiel mit der Atmosphäre doch ziemlich gut hinbekommt.

Etwa im epischen Klimax von “Heartland”, das sich mit warmen Synthesizern in die Luft schwingt oder in den LKW-Ladungen an Streichern, die der gebürtige Basler für das sanftmütige “Left Of Me” ankarrt. Das alles hat eine gewisse Ernsthaftigkeit und Vehemenz, die diesem Album durchaus gut steht und für Freund*innen dieser Sound-Welten etwas Balsam verspricht.

Für viele andere wird diese Platte über den Status “nett” aber dann vermutlich trotzdem nicht hinwegkommen. In den Texturen, Strukturen, Melodien, ja selbst in der Stimmfarbe ist die Suche nach dem unique selling point zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls noch nicht endgültig abgeschlossen.

Halten sich die Hörer*innen aber an den Wunsch des Titels und Sam veröffentlicht in Zukunft noch mehr Songs des imposanten Kalibers, könnte da durchaus noch ein Plätzchen im Folk-Tempel frei werden. Manche Dinge brauchen eben Zeit – und da sind auch zwei Pandemiejahre noch nicht genug.

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