Am gestrigen Dienstag verwandelte sich die altehrwürdige Zitadelle Spandau in einen brodelnden Kessel der progressiven Popkultur. Das Off Days Festival, das über zwei Tage und parallel auch in Hamburg stattfand, brachte drei Ikonen auf die Bühne, die das Publikum in einen Rausch aus Elektro-Beats, Punk-Attitude und schrillen Outfits versetzten.
Von einem sonnigen Nachmittag bis hin zu einer warmen Sommernacht mit aufgehendem Mond bot das gestrige Konzert eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Als Erstes betrat Peaches die Bühne, und plötzlich fühlte sich das Festival an wie eine interaktive Kunstinstallation. Mit einer Truppe von Tänzer*innen im Schlepptau und Kostümen, die selbst im KitKatClub für Aufsehen gesorgt hätten, lieferte die Elektro-Punk-Königin eine avantgardistische, sex-positive Tanzperformance.
Das Publikum war begeistert, als Peaches sich mit einem Handtuch den Schritt abtrocknete und es dann als Souvenir in die Menge warf. Natürlich durfte auch der Klassiker “Fuck The Pain Away” nicht fehlen. Zum Ende ihres Auftritts kam Peaches noch mit einer Zugabe, einem Cover des ikonischen Tina-Turner-Songs “Private Dancer”, zurück auf die Bühne, das sie auch schon bei ihrer Tour mit Chilly Gonzales spielte.
Als Nächstes betrat Gossip mit Frontfrau Beth Ditto die Bühne. Frisch nach der Veröffentlichung ihres Comeback-Albums “Real Power” zeigte die Band, dass sie nichts von ihrer Energie eingebüßt hat.
Ditto, eine wahre Naturgewalt, schmetterte ihre Texte mit einer Inbrunst, die selbst die Zuschauer*innen in der hintersten Reihe mitriss. Zwischen Soul-Balladen und Punk-Hymnen bewies die Sängerin einmal mehr, warum sie zu den charismatischsten Künstlerinnen unserer Zeit gehört.
Immer nahbar und sympathisch, erzählte Ditto Anekdoten, machte Witze und brachte so das Publikum mit ihrem Südstaaten-Charme zum Lachen. Höhepunkt war ein Medley aus Nirvanas “Smells Like Teen Spirit” und Gossips eigenem Hit “Standing In The Way Of Control”.
Den krönenden Abschluss bildete Headlinerin Róisín Murphy, die bewies, dass sie auch nach Jahrzehnten im Geschäft noch immer für Überraschungen gut ist. Ihre Performance war ein Fest für Augen und Ohren:
Abstrakte Visuals flimmerten über die Leinwände, während Murphy in ständig wechselnden, extravaganten Kostümen – von futuristischen Styles bis hin zu Marlene-Dietrich-Zylinder-Look – über die Bühne wirbelte.
Ihre Tanz-Moves waren absolut faszinierend. Besonders eindrucksvoll war Murphys Interpretation des Moloko-Hits “The Time Is Now”, die eine Gänsehaut-Atmosphäre schuf.
Das Off Days Festival in der Zitadelle Spandau war mehr als nur ein Konzert – es war eine Zelebrierung von Diversität, Body Positivity und weiblicher Power in der Musikszene.
Von Peaches’ grenzüberschreitender Performance über Gossips ungebändigtem Rock-Spirit bis hin zu Murphys avantgardistischer Elektro-Pop-Kunst – hier wurde Musik nicht nur gespielt, sondern gelebt. So viele positive Vibes, Bestätigung und Zugehörigkeitsgefühl bekommt man nicht alle Tage zu sehen – und zu hören.