Zurück zu den Wurzeln? Oder auf zu neuen Ufern? Nicht unwahrscheinlich, dass sich Mumford & Sons im Vorfeld ihrer Arbeit am neuen Album „Rushmere“ mit solchen Fragen ausführlich beschäftigt haben.
Wie viele andere, in den Nullerjahren erfolgreiche, Indie-Bands gingen Mumford & Sons nach zwei stilprägenden Alben auf die Suche nach neuen klanglichen Ausdrucksformen. Vom Zeitgeist getrieben, schob man für „Wilder Mind“ (2015) den charakteristischen Banjo-Sound in den Hintergrund.
Nach durchwachsenen Kritiken und enttäuschten Fans wollte auch der zweite Versuch einer Neuerfindung – das in elektronischen Gefilden angesiedelte „Delta“ von 2018 – nicht so ganz zünden. Die Folge: man zog sich zurück, es wurde still um die vier Briten.
Dass nun sieben Jahre bis „Rushmere“ vergehen mussten, lag an verschiedenen Faktoren. Frontmann Marcus Mumford veröffentlichte ein Solo-Album, Banjo-Virtuose Winston Marshall verließ die Band aufgrund nicht zu vereinbarender politischer Positionen. Ein Zurück zum Quartett war fortan ausgeschlossen.
Ein Zurück zum Sound der ersten Stunde hingegen nicht. Bereits im Titel des neuen Albums ist diese Rückbesinnung angelegt. „Rushmere“ ist der Name eines Teichs in Wimbledon, wo sich Mumford, Dwane und Lovett einst trafen und beschlossen, eine gemeinsame Band zu gründen.
Klanglich ist der Rückgriff auf den alten Folk-Sound schon in den ersten Takten des neuen Longplayers zu hören. So können sich die Fans der Band schon beim Eröffnungsstück „Malibu“ sanft schwelgend in die Zeiten von „Sigh No More“ zurückträumen.
Das Terrain ist vertraut: eine sanft gezupfte Gitarre, Mumfords unverkennbare Stimme, die euphorisch erschallenden Backing Vocals seiner Kollegen, die epische Öffnung zur Mitte des Songs, ein Kippen ins Hymnische – und selbst das Banjo ist zurück.
Dass Mumford & Sons ihr Handwerk beherrschen, beweisen sie auch auf dem Titelsong: ein Stück, das alle Register zieht und zwischen Aufbruchstimmung und Melancholie changiert. „Rushmere, restless heart“, singt Mumford und liefert uns den Ohrwurm dieses Frühlings.
In einem Gesamtarrangement aus vorwiegend langsamen, harmonischen Stücken stechen jene Songs heraus, in denen das Trio aufs Gaspedal drückt. Weitere Glanzlichter sind das nach vorn preschende „Truth“ sowie das spannungsreiche „Surrender“.
Nach sieben dürren Jahren ist die Entscheidung, sich der eigenen Wurzeln zu besinnen für die drei Londoner sicher goldrichtig gewesen. Und doch könnte das gelungene „Rushmere“ nur eine Momentaufnahme bleiben, bevor es auf zu neuen Ufern geht.