Das neue Casper-Album muss eine Spitzenplatte sein. Schließlich gilt „was lange währt wird gut“ und „Lang Lebe Der Tod“ sollte bereits im letzten Jahr kurz nach der namensgebenden Single erscheinen.

Entsprechend lang die Gesichter, als nach dieser atemberaubenden Brot und Spiele Nummer mit dem Sprachgelehrten Blixa Bargeld, dem Schweizer Dramatiker Dagobert und den Jungs von Sizarr als Unterstützer der Albumstart verschoben wurde.

Benjamin Griffey hat bereits bei seinen bisherigen Platten zwischen Abgabetermin und allerletzter Frist noch einmal mit einen besonderen kreativen Schub das bereits fertige Material bearbeitet. Ob es diesmal auch so war bleibt spekulativ, offiziell bedurften einige Tracks tatsächlich einer Nachbearbeitung.

Marketinggründe sind jedenfalls auszuschließen, für derartige Strategiespielchen ist der Rapper nicht zu haben, ist er von dem mit einem Release verbundenen Rummel doch eher genervt. Vielleicht brauchten die Songs tatsächlich noch diese lange Zeit um ihnen jene Alleinstellungsmerkmale mit auf den Weg zu geben, die dem eigenen Anspruch, immer dort zu sein wo die anderen nicht sind, genügen, schließlich sind im Hip-Hop-Rock Zug inzwischen die meisten Plätze belegt.

Das sich das Warten lohnen würde bestätigten die letzten Vorauskoppelungen. Das nervöse Zitatenbündel „Sirenen“ und die zusammen mit dem Indie Shooting-Star Drangsal entstandenen Furcht vor rasant kippenden Stimmungen im Track „Keine Angst“ präsentierten einen intensiven Casper, der die Explosivität seiner Live-Shows in das Studioformat zu übertragen vermag.

War das sich der Lebenserfahrung öffnende „Hinterland“ schon ein Stück weit differenzierter als der Wut-im-Bauch Hammer „XOXO“ präsentieren sich die neuen Stücke voll mit umfassender Reife. Casper wird introvertierter, platziert seine Themen zwischen den bedrohlichen Verschwörungstheorien von „Morgellon“, dem Drama von „Meine Kündigung“ und den Depressionen von „Deborah“. Features von Ahzumjot und Portugal. The Man ergänzen seinen Sprach- und Gedankenfluss bravourös.

Was hier mit dem Haus- und Hofproduzenten des einheimischen Musik who is who, Markus Ganter, produziert wurde hat noch melodiösere Hooks, noch akzentuiertere Samples, noch nachdenklichere Zwischentöne, noch härtere Breaks und noch straightere Gitarren als bisher zu bieten.

An Caspar führen hierzulande derzeit musikalisch wenige Wege vorbei. „Lang Lebe Der Tod“ ist ein Produkt mit dem Prädikat besonders wertvoll und fundamentiert seinen Ausnahmestatus. Das „Flackern, Flimmern“ in ihm wird noch lange nicht erlöschen.

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