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Timber Timbre – Live im Heimathafen, Berlin

Die große Contenance einer Band, deren Musik eigentlich leise, ruhig und vor allem melancholisch ist, aber dennoch Rhythmus und grazile Tanzlust kommuniziert, wurde gestern zwischenzeitlich arg auf die Probe gestellt im Berliner Heimathafen beim Konzert von Timber Timbre.

Beziehungsweise jene von Chefmelancholiker Taylor Kirk. Da zeigte sein Gesangsmikrofon schon seit geraumen Songs unzumutbare und unprofessionelle Macken. Als ein eigentlich routinemäßiger Mikrofonaustausch in einer Songpause vollends in die Hose ging und Taylor Kirk sich nicht nur nicht mehr vernünftig mit dem Publikum unterhalten konnte, sondern es rein gar nichts mehr stimmlich zu kommunizieren gab.

Das anschließende kurzzeitige Verlassen der Bühne war kein Diven-Schmoll, sondern gelungene Refokussierung, um sich von diesem technischen Malheur nicht den ziemlich souveränen Abend verderben zu lassen. Souverän von Seiten der Band, versteht sich.

Tontechnisch war das gestern im Heimathafen mal wieder ein lupenreines Hauptstadtdesaster. Bis auf unmittelbar vor der Bühne kam der schöne Sound dieser formidablen Band ganz und gar nicht im für 30 Euro zu erwartenden professionellen Maße beim Publikum an.

Breiig und übersteuernd waren die Stichworte. So genossen mehrheitlich nur die, welche ganz vorne verweilten einen soundtechnisch gelungenen Abend.

Wie das kanadische Trio um Kirk, das live zu einem Quintett Erweiterung findet, trotz melancholischer, nokturner und verlangsamter Grundstimmung, dennoch Glückseligkeit, insbesondere in ihren Live-Darbietungen, zu verbreiten versteht, ist ein Segen.

Es hat etwas mit der Grazie Kirks und seiner gut gekleideten kanadischen Mannen zu tun, dass Timber Timbre trotz unaufgeregter Bühnenshow und spärlicher Lichtverhältnisse derart überzeugten. Hundertprozentige Verpflichtung und Hingabe an die eigene Sache: Das sind Timber Timbre und ihr mal als Psychedelic-Folk, mal als Gothic-Blues kategorisiertes musikalisches Schaffen.

Wie Kirk mit seinen Knien permanent nervös am Wackeln und Zucken ist, während er konzentriert, aber mit Stil sich die Seele aus dem Leib performt, gibt schon große Nerd-Pluspunkte.

Die kluge Vermengung von Songs hauptsächlich aus dem diesjährigen Album „Sincerely, Future Pollution“ und dem vielleicht erfolgreichsten, dem Vorgänger „Hot Dreams“, tat ihr übriges, um das Publikum schnell für sich gewonnen zu haben.

Wenn, ja, wenn die leidigen Abstriche bei der Tonübertragung nicht gewesen wären, hätte dies mal wieder ein gelungener Live-Abend mit Sternchen werden können. In einem so großen Venue wie dem Heimathafen dürfen banale Mikrofonprobeme jedenfalls nicht passieren.

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