Das Jahr 2015 brachte uns wieder viele interessante Alben, von Alligatoah bis Zella Day , aber irgendwie lag der Schwerpunkt auf deutschen und weiblichen Künstlern.

Alligatoah hat sehr geglänzt mit seinem neuen Album “Musik ist keine Lösung“, wieder vorgetragen mit bis an Missverständlichkeit grenzender Ironie. Noch ein ganzes Stückchen bissiger gehen K.I.Z. zu Werke, mit ihrem Album “Hurra die Welt geht unter” sezierten sie wieder sarkastisch die Gesellschaft und schafften in diesem Jahr zu Recht den medialen Durchbruch.

Ebenfalls mit Sprechgesang auf groovigem Beat und der richtigen Attitüde, jedoch eher mit aufmunternden Parolen meldeten sich Frittenbude mit “Küken des Orion” zurück, lieferten mit “Die Möglichkeit eines Lamas” einen der besten Songs des Jahres und brachten bei ihrer Record Release Party den Saal zum Kochen.

Wanda spaltet nach wie vor die MusikBlog Redaktion und Musiknation. Musikalisch mit ihrem Kneipen-Rock ein No-Go, kann man sich jedoch nur schwer dem Songwriting und Charme von Marco Michael Wanda entziehen und MusikBlog Redakteur*innen wurden des Öfteren dabei ertappt, wie sie mehr oder weniger leise “Bussi Baby, Bussi Baby” oder “1, 2, 3, 4, es ist so schön bei dir…” am Schreibtisch vor sich hinsangen.

Tocotronic legten etwas überraschend mal wieder ein sehr gutes Album hin, in blutrotem Cover (das rote Quadrat des sowjetischen Malers Kasimir Malewitsch darstellend) pünktlich zum 1. Mai veröffentlicht und daher – obwohl eigentlich selbstbetitelt – nur das rote Album genannt. Darauf zu hören jedoch weniger Parolen, sondern hymnischer Indie-Rock mit sehr intelligent eingesetzten Keyboard-Klängen. Chapeau!

Da MusikBlog bekanntlich für jedwede Toleranz eintritt, muss an dieser Stelle auch die Pop-Überraschung des Jahres erwähnt werden, nämlich das neue Album von Miley Cyrus. Für angeblich “nur” 50.000 Dollar und mit – dem Mainstream eher abgeneigten – Ariel Pink und den Flaming Lips eingespielt, bietet die Scheibe wirklich gute Songs und witzige Soundideen. Hier unser Guide, um sich diese Platte zu erschließen: 1. Scheuklappen hochklappen 2. “The Commercial Album” von The Residents anhören, dann mit “I Get So Scared” starten 3. So tun, als hättet ihr vorher noch nie von Miley (oder den Flaming Lips) und irgendwelchen ihrer Skandälchen gehört.

Eine weitere amerikanische Pop-Künstlerin ist Kristine Meredith Flaherty, kurz K. Flay, die zum Pop dezent Hip-Hop und R&B hinzu mischt, das Ganze jedoch so clever umrührt, dass es enorm schwingt. Ihr Album “Life As A Dog“, in den USA bereits letztes Jahr erschienen, fand daher die entsprechende Beachtung.

Die kanadische Claire Boucher alias Grimes hat mit ihrem Stilmix auf ihrem vierten Album “Art Angels” eine neue Frische gebracht, die Charli XCX leider mittlerweile etwas abhanden gekommen ist. Ein Glückswurf für 4AD. Ebenfalls auf 4AD ist die US-Amerikanerin Meg Remy, die mittlerweile in Toronto lebt und unter dem Namen U.S. Girls auftritt. Mit ihrem Album “Half Free” hat sie den Popbegriff schön nach hinten gedehnt.

Brit Award Gewinnerin Laura Marling hat mit ihrem fünften Album “Short Movie” nicht nur ihren, sondern auch unseren Horizont jenseits des bisherigen Dream-Folk erweitert. Shamir Bailey aus Las Vegas, kurz Shamir, konnte mit seinem Debüt “Ratchet” ebenfalls überzeugen.

Die Krone verdient aber, wie schon in unserer Rezension im März vorher gesagt, die australische Courtney Barnett, die nicht nur live mit gewachsener Souveränität überzeugte, sondern vor allem mit ihrem Debütalbum mit dem etwas sperrigen Titel “Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“. Charmant erzählte “Everyday-Life”-Stories auf schwungvollem Indie-Rock und das auf eine schon irgendwie neue Art und Weise. Herzlichen Glückwunsch Courtney!

Und hier sind sie nun, die MusikBlog Redaktionscharts 2015:

  1. Courtney Barnett – Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit
  2. Frittenbude – Küken des Orion
  3. Grimes – Art Angels
  4. U.S. Girls – Half Free
  5. K. Flay – Life As A Dog
  6. Laura Marling – Short Movie
  7. Roisin Murphy – Hairless Toys
  8. Joanna Newsom – Divers
  9. Shamir – Ratchet
  10. Tocotronic – Das rote Album

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